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Ein Urgestein aus Hasseldieksdamm

Autor/Quelle: Hans-Peter Dehn, im März 2012

Nikolaus Dunklau aus dem Voßhorst (* 4. April 1884, † 9. Januar 1965)

Diese kleine Geschichte aus der Vergangenheit des Hauses Voßhorst 6 geht zurück in das Jahr 1949 und ist eigentlich nicht typisch für Hasselsdieksdamm. Für mich, als alten Anwohner dieses Stadtteils, damals zehn Jahre alt, gehört sie aber einfach dazu.

Vorbemerkung:

Nach Aussagen des Bauamtes der Stadt Kiel wurde die spätere Hofholzallee 1911 in die Gemarkungskarte eingezeichnet und ab 1912 ausgebaut und anschließend mit dem Namen ‚Hofholzallee‘ in das Straßenregister aufgenommen.

Bevor die Hofholzallee in der heutigen Trassenführung entstand, baute der gelernte Zimmermann und spätere Landesoberinspektor Nikolaus Dunklau im Voßhorst (heute Nr. 6 ) 1909 ein Haus, die „Waldhütte“ (heute im Besitz der Familie Lewerenz ).

Als Junge kannte ich Niklas Dunklau eigentlich nur als meinen ‚Nachbaropa‘ – unsere Grundstücke waren nur durch eine Buchenhecke begrenzt – ich musste Opa Dunklau aber immer als Herrn Dunklau ansprechen. Er trug immer eine schwarze Zimmermannshose mit Hosenträgern mit einem Zollstock in der Hosenasche und ein Zimmermannshemd und hinter dem Ohr steckte der typische Zimmermannsbleistift. 

Ein Erlebnis mit Niklas Dunklau habe ich bis heute nicht vergessen und erinnere mich immer wieder daran, wenn ich aus unserem Garten über den Zaun auf das inzwischen der Familie Lewerenz gehörende Haus blicke.

1949, ich war gerade zehn Jahre alt, als mich Niklas Dunklau über den Zaun ansprach.

„Kannst Du mi mal hölpen, ik will di mal wat wiesen!“

Ich kroch durch die Hecke und Herr Dunklau legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: „Wat ik di jetzt vertell und wies, dorvon dörp keeneen wat weten! Kannst Du mi Din Ehrenwort geben! Wets Du wat een Handschlag wert is?“ „Ja, ich weiß, was ein Handschlag bedeutet und ich sag auch nix weiter, darauf können Sie sich verlassen.“ 

Dann nahm er mich mit in seine Kellerwerkstatt und forderte mich auf, ihm zu helfen, die Hobelbank von der Wand zu ziehen und er begann Hobel- und Sägespäne, alte Farbdosen und Holzreste wegzufegen. Und nachdem er mit einem nassen Lappen die Fläche mehrfach abgewischt hatte, kam mir der Gedanke, dass er dort etwas versteckt hatte und ich sah, dass im Boden ganz feine Risse waren. 

Dann griff er von der Werkbank einen großen Hammer und einen Meißel und begann ganz vorsichtig an den feinen Rissen zu hämmern. Die Brocken musste ich zur Seite schaffen und in alte Marmeladeneimer schaufeln. Dann entfernte er mit den Händen die Zement – und Mörtelreste aus dem Loch und hielt ein für mich undefinierbares Etwas in den Händen. „Hoffentlich hebben de Dinger de Tied ohne Schaden dörchstahnl “! Und ich wusste immer noch nicht, worum es ging. „Lewe Gott, lat de Dinger noch so utsehn, as ik se dor vör mehr as tein Johr inpackt und verbuddelt heb! Weest du wat das is? Nee? Dann will ik di dat nu wiesen!“

Niklas Dunklau hielt ein langes Paket, verpackt mit Teerpappe und geöltem Sackleinen, in den Händen und brach die Dachpappe mit einem alten Messer weg und rollte dann das geölte Sackleinen und das eingeölte Zeitungspapier ab.

Ich habe noch nie so strahlende Augen gesehen, Niklas Dunklau hielt zwei Gewehre in der Hand, eine Schrotflinte und eine Bockbüchse, die mehr als zehn Jahre gut ‚verpackt‘ in seinem Keller überstanden hatten und fast wie neu aussahen.

„Oh, wat freu ik mi !“

„Du häst mi dien Wort geben, dat Du keeneen dorvon vertellst, Hans-Peter ik verlat mi ob Di !“

Ich habe mein Wort bis heute gehalten, aber nach dem Tod von Nikolaus Dunklau im Jahr 1965 sind mehr als vierzig Jahre vergangen, und ich glaube, dass ich dieses Erlebnis heute erzählen darf.

Über den Verbleib der beiden Gewehre weiß ich leider nichts.